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„Die Dinge die Richtig sind, die laufen mit Leichtigkeit“ – Doris Treitler

Podcast Pic Doris Treitler

Podcastreihe „Jeder Schritt zählt“

Geschichten über Menschen im Burgenland und ihre Schritte hin zu mehr Nachhaltigkeit im Leben.

Denn: Jeder Schritt zählt, auch deiner!

Zu Gast:
Doris Treitler, kreativer Kopf hinter „Fadenspiel – schönes aus Stoff“, wo sie mit textilem Upcycling das Bewusstsein für Umwelt und für eine nachhaltige Lebensweise schärfen möchte.
(Aufgenommen im September 2022)

Podcast-Transkript „Jeder Schritt zählt“ im Gespräch mit Doris Treitler

(Dies ist eine automatische Sprache-zu-Text-Transkription. Es können inhaltliche sowie grammatikalische Fehler enthalten sein.)

00:06
Jeder Schritt zählt, auch deiner, ganz regional im Burgenland. Heute im Gespräch mit Doris Dreitler, kreativer Kopf hinter Fadenspiegel, schönes aus Stoff, wo sie mit textilem Upcycling das Bewusstsein für Umwelt und für eine nachhaltige Lebensweise schärfen möchte. Herzlich willkommen! Hallo Sarah! Du hast ja im Jahr 2017 Fadenspiegel gegründet, wie kam es dazu?

00:32
Das war eigentlich alles nicht geplant, das hat sich alles ergeben und wie es halt so ist, die Dinge, die richtig sind, die laufen auch mit Leichtigkeit. Also das hat einfach angefangen damals in Dänemark, da war ich auf Urlaub und da gab’s ganz viel Flohmärkte und Flohmarktgeschäfte. Und da bin ich reingegangen und nicht nur, dass ich eh schon immer alte Keramik und Geschirr sammle.

00:59
habe ich dort auch sehr viele alte Stoffe gesehen, die Stücher aus den 70er Jahren und Bettwäsche und wirklich tolle Schätze, die ich dort gefunden habe und habe mir gedacht, naja, das kaufe ich heute mal für irgendwas, wer es schon brauchen kann. Und bin dann nach Hause gekommen und habe dann angefangen, daraus Taschen zu nähen. Ja, und das Projekt Fadenspiel hat somit seinen Lauf genommen. Also ich habe es dann immer auf Facebook gepostet und dann sind die ersten Anfragen gekommen, ob ich das verkaufe. Und dann ist der Weihnachtsmarkt gekommen und dann haben wir gedacht,

01:29
quasi offiziell machen und werde das Gewerbe anmelden und so kam es, dass ich dann plötzlich selbstständig war. Das heißt, du hast Upcy kreiert. Wieso bist du bei Upcycling geblieben? Naja, weil ich ganz einfach diese alten Materialien, die schon eine Geschichte haben, sehr liebe. Also je abenteuerlicher der Weg war, die die Sachen gefunden haben, dass zu mir gekommen sind,

01:59
umso interessanter finde ich die Materialien. Es ist jetzt mittlerweile so, dass wenn irgendwo ein altes Haus ausgeräumt wird und ich ja schon bekannt bin im Burgenland, dass ich solche Sachen auch sammle und abhole, da wird dann angerufen und dann hast du gesagt, ja, die Oma ist leider gestorben und die hat einen ganzen Kasten voller alter Wäsche oder Stoffe oder Vorhängen oder was auch immer.

02:22
Und da bin ich natürlich dann die erste, die das holt. Vor allem liebe ich diese Muster aus den 70er Jahren. Also diese Retromuster. Je bunter und je schriller, umso lieber ist man das. Und natürlich Jeans. Also aus Jeans kann man ja wirklich sehr viel machen. Das Material ist sehr strapazfähig und es lässt sich gut kombinieren. Es lässt sich waschen. Und davon habe ich auch schon, weiß ich nicht, wie viel zu schnitten und wieder zusammengeknetet. Ich habe irgendwann einmal aufgehört zu zählen.

02:52
Kannst du dich an eine spezielle Geschichte erinnern? Ja, ja. Ja, sehr gut sogar. Und zwar ist ja eines meiner Prinzipien, ich mache nicht gerne Auftragsarbeiten, weil das meine Kreativität ja wieder so einschränkt, weil dann kommt irgendwer und sagt, ich möchte das so haben, es ist so groß, so viel Außentaschen und so. Und deshalb habe ich mir das irgendwie so zum Prinzip gemacht, keine Auftragsarbeiten. Und da ist aber eine Dame auf mich zugekommen, deren Mann gestorben ist erst kürzlich und die war noch sehr in Trauer und die hat gesagt, Herr Storrez.

03:23
Ich hätte so die oide Lieblingsjeans von meinem Mann und ich könnte das mal da mit der Tasche draus nähen. Und das hat mich dann irgendwie so berührt und ich so, ja ich mach das schon, wenn ich in der Gestaltung freie Hand habe. Und das war dann so und jedes Mal wenn die Frau sich jetzt mit der Tasche näht, dann macht das was mit mir. Und sie hat ihn jetzt immer bei sich dadurch. Das ist eine schöne Geschichte. Oder was ich auch sehr liebe, ich mache ja auch…

03:50
Demenzdecken, das heißt so ein Nestldecken für demenzkranke Patienten. Und da geht es ja darum bei diesen Demenzdecken, dass die Leute da beschäftigt sind, dass die Knöpfe auf und zu machen können oder was auch immer, Reißverschlüsse. Das ist, was ich total gerne, weil wenn jemand mit diesem Auftrag sozusagen zu mir kommt und das mache ich ja auch nur tatsächlich persönlich, weil die habe ich nicht auf Lager, sondern das möchte ich ganz persönlich auf diesen Menschen zugeschnitten machen.

04:20
Frage vorher an die Angehörigen, was war das für ein Mensch, was hat er gern gemacht. Das ist immer für mich so schön, während ich das mache, bin ich auch gedanklich bei den Menschen und denke mir, was mache ich jetzt mit dem, wenn der das sieht, was erinnere das ich. Und das sind halt so Geschichten, die das Ganze halt auch persönlich machen. Wie bist du denn zu den Kinder-Workshops gekommen? Naja, die Kinder-Workshops sind wie so vieles zu mir gekommen. Also es war schon in meinem…

04:49
Hinterkopf irgendwie so, naja, schön wäre das schon so mit Kindern, weil ich ja selbst als Kind schon sehr gerne genäht habe, weil meine Mutter, die hat damals in der Triumph gearbeitet und da hat es die Stoffe immer recht günstig gegeben und damals war es ja noch billiger, wenn du da das Gewand selber genäht hast, weil da waren die Stoffe noch günstiger, heute ist es ja genau umgekehrt. Und ja, da habe ich eigentlich immer zugeschaut und habe dann eigentlich schon relativ zeitig für meine Puppen.

05:14
Kleider auch genäht und habe auch damals schon Upcycling gemacht. Das hat mir jetzt meine Mutter erst erzählt vor einigen Jahren wieder. Ich habe das ganz verdrängt gehabt. Da habe ich alte Leintücher mit Stofffarbe eingefärbt und habe mir draus Blusen oder Röcke oder was auch immer gemacht. Und das habe ich eigentlich immer schon so im Hinterkopf gehabt und dann kam die Bauermühle in Mattersburg auf mich zu, ob ich das machen möchte und da habe ich dann tatsächlich 2017 den ersten

05:44
Was macht ihr so typischerweise in diesen Kursen? Ich habe sehr kleine Gruppen, ich habe immer zwei bis drei Kinder in den Nähkursen und daher dürfen sich die Kinder jetzt aussuchen, was sie nähen möchten. Ich mache ein paar Vorschläge, ich sage gerne welche Materialien ich habe, manche kommen schon mit eigenen Ideen, wenn das jetzt etwas ist, wo ich ja vorne auf Zeit brauche, weil ich irgendein Schnittmuster entwerfen muss, dann ist es mir ganz recht, wenn mir die Eltern das im Vorhinein sagen. Ja, dann machen wir eben Taschen, also mit den Kindern, die das erste Mal kommen, mache ich meistens einen Polster.

06:12
damit sie mal zuschneiden lernen, weil Stoff schneiden ja doch anders ist als Papier schneiden dann habe ich ganz viele bunte Bänder und Spitzen die da mal auf die Vorderseite von den Polstern die jetzt drauf genäht werden, weil da lernen sie einfach mal das gerade nähen und abschneiden und abmessen und dann ja dann sieht man wenn die wiederkommen und die meisten kommen wieder dann nehmen wir halt auch Wimpelketten oder Schützen oder Taschen, Stofftiere ja ganz quer durch die Bank

06:41
Du möchtest ja mit deinem Abzeigen auch das Bewusstsein für Umwelt und nachhaltige Lebensweise schärfen. Wie nehmen die Kinder das auf? Ja, sehr gut sogar, weil wenn sie das sehen, was bei mir so in meiner Stoffkiste liegt, da denken sie dann oder sagen sie manchmal, da könnte ich auch den Papa sein, den schien dann mal. Verwenden sie ja, bitte die, die ja schon ausgemustert hat oder alte Tischstücher oder so. Oder meine Oma, die hat ja noch alte Bettwäsche und da kann man auch aus draußen nähen und so.

07:10
Und ja, und es ist oft so, dass wenn wir zuschneiden und da bleibt so ein Fuzerl übernüß, und das kann man wegschmeißen, dann sagen sie oft so, nein, das könnte man noch aufnehmen, da könnten wir vielleicht noch einen, weiß ich nicht, einen anderen Bolsterl oder irgendwas draus nähen. Also die nehmen das dann schon sehr, sehr genau.

07:27
Du hast für deine Arbeit den Goldenen Mistkäfer vom Burgenländischen Müllverband bekommen. Wie kam es dazu? Das frage ich mich auch. Wie es dazu kam, habe ich mir vorgeschlagen. Da ist dann ein Herr vom Burgenländischen Müllverband zu mir gekommen und hat mich ein bisschen befragt und interviewt und tatsächlich…

07:48
ist mir dieser Preis dann verliehen worden. Ich war damals in der NMS in Neusiedl, ist er verliehen worden, es war so ein richtig schöner Festakt. Und ich war auch sehr begeistert, weil dort die Kinder auch zum Thema Upcycling ein Projekt gehabt haben, glaube ich. Die haben da auch aus alten Bettwäschentaschen genäht, Stofftaschen genäht und das habe ich auch nicht gesehen, aus einer alten Heidi-Bettwäsche, kennst du die noch? Die kriegst du ja ganz selten.

08:15
und habe das Mädchen gefragt, ob sie die verkaufen, und die waren dann ganz aufgeregt. Da muss ich jetzt die Frau Lina fragen, und ich weiß es nicht, und sonst sind sie hin und her geredet. Tatsächlich haben sie mir dann die Taschen verkauft, und die habe ich noch immer, die war immer in meiner Handtasche, mit so einer Rese Du kommst ja aus einem ganz anderen Beruf heraus. Wie war das für dich, das Umsteigen auf was Neues? Schön. Ich komme ja eigentlich mit dem öffentlichen Dienst tätig, Niederösterreich. Also ganz was anderes, ja.

08:46
Schreibt die Städterin sozusagen seit meinem 17. Lebensjahr. Gerade im öffentlichen Dienst ist man ja in seiner Handlungsfreiheit sehr gebunden an Gesetze und Verordnungen und umso mehr genieße ich das jetzt in meiner Selbstständigkeit frei zu sein in meinen Entscheidungen und in meinen Projekten. Und es kommt zu viel auf mich zu.

09:10
Das sie eigentlich richtig anspürt. Viele Dinge, die habe ich nicht so geplant. Also eigentlich alles habe ich nicht geplant. Es war nichts geplant, es ist alles entstanden. Und wie ich es zuerst gesagt habe, das spürt sie einfach alles richtig an. Das ist alles mit Leichtigkeit gegangen. Und wenn sie etwas nicht mehr leicht anspürt, dann ändere ich es rechtzeitig. Also ich habe immer wieder gemerkt, dass…

09:33
Wenn ich unabhängig bin und nicht von Entscheidungen anderer abhängig bin, dass das einfach mein Weg ist. Hast du in deinem Leben bezüglich Nachhaltigkeit, seitdem du selbstständig bist, auch was verändert? Oder hat sich da was bei dir getan? Na ja, eigentlich nicht nur, seit ich selbstständig bin, eigentlich laufend, muss ich sagen. Versuche ich…

10:00
Dinge, die man vielleicht unbewusst macht zu hinterfragen. Zum Beispiel habe ich einen Kaffeemaschin ausgetauscht, den Espresso weg und habe mir eine Kaffe mit Peps, die ich dann kompostieren kann. Solche Sachen oder Sodas, die ich keine Plastikflaschen mehr brauche. Also da schaue ich schon drauf, dass ich eine Kaffe eben unverpackt habe.

10:19
Beim Bio-Bauen in Pöttsching zum Beispiel, wenn ich Gemüse selber anbaue, tue ich sowieso schon länger. Ich hoffe, ich sie nicht gern gebrauchte Dinge im Flohmarkt oder will haben. Möbel zum Beispiel. Dann haben wir in meinem Haus fast nur gebrauchte Möbel, die ich selber hergerichtet habe. Wenn ich mehr Platz hätte, würde ich mir noch einen Werkstatt anmachen, wo ich auch die Möbeln restaurieren kann, weil ich das total gern mache.

10:41
Bevor ich irgendwas neu kauf schaue, ob ich es gebraucht kriege. Das aber nicht nur aus Kostengründen, aber weil es mir einfach Spaß macht. Weil ich mir denke, das gibt es eh schon. Irgendwo kriege ich es schon. Viele Dinge brauchst du ja nicht gleich. Dann warte ich drauf. Oder was ich ganz bewusst jetzt mache, dass ich aufs Auto verzichte. Ich fahre jetzt die meisten Wege mit der Vespa. Wenn ich ins Auto steige, dann versuche ich gleich mehrere Dinge zu.

11:09
Das hat sich auch verändert. Das habe ich früher auch anders gemacht. Da ist man einfach so, ja, brauche ich auch vorher hin und hol es. Und fährst vielleicht noch mit einem Neustartwängern, weiß ich nicht, was, irgendwas, was du jetzt nicht unbedingt in dem Moment brauchst. Du hast 2019 ein Buch veröffentlicht. Wie heißt das und um was geht es da? Das heißt Johanna und die Nähmaschine.

11:32
Natürlich geht es ums Nähen. Und da geht es um ein kleines Mädchen, die Johanna, die immer ihrer Oma beim Nähen zuschaut. Sie ist dann sehr interessiert und möchte selber mal mit der Nähmaschine nähen und die Oma sagt dann immer, du bist noch viel zu klein und das ist so gefährlich und das kannst du nicht und so. Naja, bis die Johanna dann noch mal in der Schule eine Freundin trifft, die selbst ein Einhorn genäht hat aus alten Tischtüchern, also Abseikeln.

11:59
Und dann kriegt sie einen Gutschein für den Nähkurs und geht mit ihren Freundinnen in diesen Nähkurs und hat sich dann alles erlebt. Das ist die Geschichte dieses Buches. Also das, was da immer in meinen Nähkursen passiert. Wie kam es auf die Idee, ein Buch zu schreiben? Das Buch, die Idee kam zu mir, wieso immer. Wer hat da noch mal Zirkel? Das könntest du doch eigentlich alles einmal aufschreiben. Na ja, gesagt, getan, hab’s geschrieben.

12:28
Ich habe zuerst gesagt, die Dinge, die richtig sind, gehen in Leichtigkeit. Und genauso war es mit diesem Buch. Ich glaube, ich habe fünf Verlage angeschrieben und habe sofort eine Zusage gekriegt. Ich sehe, bei dir geht es sehr viel um Geschichten und Erinnerungen. Ja. Möchtest du noch zum Abschluss einen Tipp geben, wenn jemand auch gerne mit Upcycling starten möchte? Einen Tipp?

12:56
Naja, ich kann nur das raten, was ich ja selber mache, weil ich nenne es intuitives nähen. Nicht zu viel planen. Und das ist auch der Grund, ich werde ja von sehr vielen Erwachsenen gefragt, ob ich Nähkurse auch für Erwachsene mache, aber der Grund warum ich es nicht mache ist eben der, weil die Erwachsenen da viel zu sehr im Kopf verkopft sind, weil die wollen, wenn die jetzt eine Tasche nähen oder was auch immer nähen, schub…

13:22
Ich muss anfangen, wissen, wie es fertig ausschauen wird. Und dann brauche ich das und das muss so und so und so groß sein. Und so arbeite ich weder wenn ich selber was mache, und auch nicht mit den Kindern. Weil ich fange einmal an. Und dann denke ich mir so, wie mache ich weiter? Und dann ist es natürlich oft so, dass wenn ich weiß, ich habe das oder das, das Bundle oder den Stoff und so, den brauche ich da jetzt dazu, dass ich dann sehr viel Zeit mit.

13:45
Suchen verbringen aber während ich das dann suche, finde ich wieder was anderes und dann denke ich mir das passt ja eigentlich viel besser und so entsteht das. Und ich weiß nie wie es fertig ausschauen wird und das finde ich ist so diese Leichtigkeit die man einfach haben sollte wenn man mit Upcycling, wenn man Upcycling, vor allem Textiles Upcycling, weil du weißt ja auch nie geht sich das jetzt noch aus der Djinn oder mache ich da was anderes oder bricht man da die Nadel an weil grad da der…

14:13
Genau da muss ich jetzt drüber nahen und da ist gerade der Stoff so dick, natürlich kann man es mit dem Hammer weich klopfen, aber ja, einfach nicht zu viel denken und tun. Danke für diesen wundervollen Tipp und für das nette Gespräch mit dir. Danke für deinen Besuch.

Nähere Infos unter: Fadenspiel – schönes aus Stoff

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