Podcastreihe „Jeder Schritt zählt“
Geschichten über Menschen im Burgenland und ihre Schritte hin zu mehr Nachhaltigkeit im Leben.
Denn: Jeder Schritt zählt, auch deiner!
Zu Gast:
Juliane Bogner, Organisatorin des Festivalgelände Wiesen, welches sich gerade in der Zertifizierungsphase für das österreichische Umweltzeichen „Green Location“ befindet und im Juli 2021 ihr erstes Green Event veranstaltete.
(Aufgenommen im April 2022)
Podcast-Transkript „Jeder Schritt zählt“ im Gespräch mit Juliane Bogner
(Dies ist eine automatische Sprache-zu-Text-Transkription. Es können inhaltliche sowie grammatikalische Fehler enthalten sein.)
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Jeder Schritt zählt, auch deiner, ganz regional im Burgenland. Heute im Gespräch mit Juliane Bogner, Organisatorin des Festival Gelände Wiesen. Herzlich willkommen. Hallo. Das Festival Gelände Wiesen hat im Juli 2021 ihr erstes Green Event veranstaltet. Was war das und was heißt das für die Besucher?
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Also die Veranstaltung heißt Artists, Drums and Fire, findet auch heuer wieder statt, heuer im Juni, damit auch Schulen und Kindergärten teilnehmen können.
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Green Events hat uns schon immer fasziniert, deshalb auch, weil Wiesn so eingepättet ist in der Natur. Und sich meine Eltern auch als das Festgelände gebaut wurde, immer schon Gedanken gemacht haben, es soll jetzt nicht irgendein Blog darstellen in der Landschaft, sondern das soll sie natürlich gut integrieren. Deshalb haben sie geschaut zum Beispiel beim Bauen von den Gebäuden, dass die begrünte Dächer haben.
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Nutzung hat für die Toiletten. Und jetzt haben wir geschaut Green Events, Green Location, was fehlt uns da eigentlich noch dazu. Und ein ganz ganz großer Punkt ist die Kommunikation. Festivals haben einen großen Vorteil, weil es wirklich eine breiten Wirkung haben. Wenn wir kommunizieren, wenn wir unsere Green Events Maßnahmen kommunizieren, motiviert es vielleicht auch andere.
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Ein ganz großer Punkt ist die Besucheranreise, dass man die Besucher motiviert öffentlich anzureisen. In Wiesen ist der Bahnhof ungefähr einen Kilometer, eineinhalb Kilometer entfernt, das heißt da werden wir einen Shuttlebus einrichten. Und alle die sonst auch noch mit dem Fahrrad oder zu Fuß kommen, können an einer Verlosung teilnehmen. Das heißt wirklich positive Anreize zu schaffen, dass sich die Leute auch schon zu Hause überlegen.
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Was gehört zu einem Green Event dazu und wie komme ich dorthin? Wie vermeide selbst ich als Besucher auch meinen CO2-Fußabdruck? Ihr seid gerade dabei, euch für das österreichische Umweltzeichen für Green Location zertifizieren zu lassen. Was braucht man für so eine Zertifizierung? Da dahinter steckt eine große Datenbank vom Bundesministerium, die man befüllen muss.
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Das sind so ungefähr 200 Fragen in verschiedenen Kategorien, die man beantworten muss und wo man natürlich auch Beweise hochladen muss. Wie schon gesagt, da geht es dann um Anreize vom Besucherstrom, also öffentliche Anreise. Da geht es auch um die Anreise der Musiker oder der Darsteller. Da geht es um Wasser, Wasserverbrauch.
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Da geht es um ein Abfa um Recycling und noch viele weitere Punkte. Genau, und das geht heute nicht von heute nach morgen, sondern da muss man sich immer wieder neu einlesen pro Punkt und muss sich überlegen, wie setze ich das wirklich ideal um und wie beweise ich es auch, dass es in Wiesn so gemacht wird. Und wenn wir diesen Grundstock einmal gelegt haben,
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und diese Zertifizierung für Green Location haben, dann ist es für unsere verschiedenen Veranstalter umso attraktiver und einfacher selbst ein Green Event umzusetzen. Wie nehmen das die Besucher auf? Den Wiesenbesucher gibt es nicht, sage ich jetzt einmal ganz salopp, weil es nämlich so viele verschiedene Genres gibt. Aber ich glaube, dass jetzt überhaupt in den letzten Jahren sehr das Bewusstsein dafür geschaffen wurde, dass sowas wichtig ist. Doch.
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Also durchaus positiv. Ich hätte jetzt nicht mitbekommen, dass sich da irgendjemand darüber lustig macht oder da was zu kritisieren hat. Ich glaube, dass es immer immer wichtiger ist und wir merken auch, wenn wir in Kommunikation stehen mit potenziellen Veranstaltern, dass das immer ein großes Plus ist, wenn man sagt, okay, in Wiesn kann man halt auch wirklich einfach Green Events veranstalten. Mit der Zertifizierung und mit diesen…
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Mit der Umstellung eigentlich, hat sich da etwas bei dir persönlich auch getan in Richtung Nachhaltigkeit? Natürlich, und darum mache ich sowas auch relativ gern, obwohl es natürlich zeitaufwendig ist, aber trotzdem mache ich dann immer wieder bewusst, was man eigentlich tut.
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und wie man es verbessern könnte. Auch diese Zertifizierung, auch wenn es noch so zart ist, trotzdem macht man sich dann wirklich aktiv Gedanken und wie man es besser machen kann. Also ich finde das schon sehr, sehr wichtig. Gibt es eines dieser neuen Dinge, die dir jetzt einfallen? Ich glaube, die neuen Dinge, es ist halt, wenn man von der Organisationsseite kommt. Wir organisieren ja auch die Gastronomie am Festivalgelände.
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Und da war uns hinter der Bar schon immer sehr wichtig, dass wir den Müll trennen zum Beispiel. Für die Besucherseite, wenn dann schon, was ich nicht, 8.000 Leute zum Beispiel kommen, das ist unsere Gesamtkapazität, dann redet man immer von Mülltrennung, weil man wirklich froh ist, wenn es ganz einfach sauber bleibt. Und da nehmen wir uns jetzt selbst ein bisschen strenger bei der Hand und sagen, na, trotzdem, wir bieten es den Besuchern wenigstens an, dass Müll getrennt werden kann.
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Ob sie es dann annehmen oder nicht, ist je nach Festival verschieden und liegt dann trotzdem an der Verantwortung des Einzelnen. Aber dass wir trotzdem in solche Details dann auch mit Zeit und Energie investieren. Gab es interessante Erlebnisse jetzt vielleicht im Gespräch auch mit den Künstlern oder mit der Gastronomie oder wer auch immer bei euch jetzt mit Produkt verkauft oder anbietet?
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Also mit den verschiedenen Catering-Unternehmen muss man dann auch Verträge abschließen. Und das Umweltzeichen sorgt dann ganz genau, was in diesen Verträgen oder schlägt vor, was in diesen Verträgen drinnen zu stehen hat. Und so kommt man halt dann wirklich ins intensive Gespräch auch mit.
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Leute, mit denen man eigentlich schon seit Jahrzehnten zusammenarbeitet und kommt halt auch wieder drauf, okay, das oder das könnte man besser machen. Zum Beispiel, wenn man Ice-Creme verkauft, dass es dann nicht in einen Open-Cooler verkauft wird, sondern dass das wirklich geschlossen ist und so wieder Energie spart etc. Ein ganz großer Vorteil in Wiesn ist, dass die Energieversorgung, wenn wir schon bei dem Thema sind…
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von Energie Burgenland bereitgestellt wird und somit sind wir sowieso ökostrommäßig abgedeckt. Und zusätzlich haben wir dann noch eine Photovoltaikanlage. Also es sind schon recht gute Rahmenbedingungen in der Hinsicht, weil Energie ist natürlich auch ein ganz, ganz großes Thema. Was vielleicht auch noch ist, also ein ganz, ganz großer Faktor ist die Kommunikation.
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Und auch wenn man zum Beispiel Bio-Produkte anbietet oder regionale Produkte anbietet, nachhaltige Produkte anbietet, dass man das auch groß kommuniziert. Das ist das Wichtige. Damit die Leute halt wirklich aktiv mitbekommen.
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Wo kommt jetzt dieses Produkt her, wenn das zum Beispiel der Feuerfleck ist, der was regional produziert wird, oder wenn das andere saisonale Produkte sind, dass man Speisekarten ausschreibt und dort auch wirklich dazu schreibt, vegan, vegetarisch, biologisch, regional oder saisonal. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Was ich gelesen habe, ihr habt ja eine spezielle Verarbeitung eures Regenwassers. Kannst du mir da Näheres erzählen? Ich finde das interessant.
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Genau, also unsere Besucher-WCs sind im Jahr 1997 gebaut worden und da hat man gleich geschaut, dass man ein 54.000 Liter umfassendes Rege integriert. Und mit diesem Wasser werden die Toiletten gespült, genauso wie unsere Grünanlagen bewässert.
08:20
Und unsere Grünanlagen haben auch so einen Sensor. Das heißt, es wird auch wirklich nur bewässert, wenn es trocken ist. Das spart halt schon irrsinnig viel Wasser. Das heißt, wenn man aufs Festivalgelände kommt, ist unter einem ein riesengroßer Wassertank. Nein, nein, nein. Sozusagen, ja. Gab es irgendwelche Schwierigkeiten auf dem Weg in Richtung Nachhaltigkeit für euch? Oder was hat sich besonders als schwierig hervorgetan?
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schwierig in dem Sinn, dass es zeitaufwendig ist und dass das praktisch eine extra Aufgabe darstellt. Was man freiwillig macht, wo man dann sagt, das hilft dann vielleicht schon, dass man Aufmerksamkeit hat, bis die mediale Aufmerksamkeit auch ein bisschen der Werbefaktor dabei ist, aber was nicht jetzt eins zu eins wirklich zum Beispiel in Ticketverkäufe zu messen ist. Und einen Auftrieb haben wir bekommen, in dem wir 2015
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haben wir Kontakt aufgenommen mit der Mata Bissmann damals, die verantwortlich war für ein EU-Projekt für energieeffiziente Festivals in Europa. Die hat praktisch Fallstudien gesucht in ganz Europa und hat sich verglichen, welche Festivals welchen Energieverbrauch haben und welche kreativen Lösungen, um energieeffizienter zu sein. Und wir haben damals die Mata angerufen und haben gesagt, weil sie ist eine Grazerin, haben gesagt, schaust du mal nach Wiesn? Wir…
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Wir wären halt neugierig, wie wir im Vergleich zu anderen stehen. Und da haben wir uns zum ersten Mal wirklich hingesetzt und explizit aufgeschrieben, was es in Wiesn schon alles in Richtung Nachhaltigkeit eigentlich umgesetzt wurde, ohne dass wir es jeweils nach außen getragen haben. Das haben wir jetzt sammengeschrieben und sie ist dann wirklich gekommen und hat gesagt, das ist ja spitze, ja, also ist seit dem Spitzenfeld in Europa mit dabei, das gehört auf jeden Fall noch mit hineingenommen.
10:09
Das war dann schon die Endphase dieses EU-Projekts. Trotzdem hat es uns dann noch zu den Awards nach Barcelona eingeladen. Und wir sind auch in der Kategorie Star Venue dann noch nominiert worden. Und das war halt der Auftrieb, weil man sich, ok, da ist ja schon irrsinnig viel da, das gehört kommuniziert und man muss sich selber motivieren, dass man weitere Schritte setzt und im besten Fall motiviert man dann andere auch, was in diese Richtung zu tun.
10:37
Man muss ja dessen bewusst sein, dass ein Musikfestival, wenn es dann in die Tausende oder in die Zehntausende geht, natürlich ein ganz, ganz großer Energiefresser ist. Deshalb ist es so wichtig, dass sich die Branche einfach Gedanken macht. Wie kann man da energieeffizienter sein, wie kann man da umweltfreundlicher sein. Wir haben auch schon sehr, sehr lange das Mehrwegbecher-System in Wiesn. Also da gibt es keine Wegwerfbecher mehr. Und wir haben unsere eigene Becherwaschanlage vor Ort.
11:07
Die Becher werden wirklich dort gewaschen und müssen auch nicht wieder hin und her transportiert werden.
11:14
Gibt es nächste Schritte oder zukünftige Projekte, die ihr plant? Unsere Pilotveranstaltung ist das Artist Trumps & Fire. Und natürlich wollen wir dann den Schritt gehen, dass wir sagen, das bleibt nicht die einzige Veranstaltung, die Screen Event zertifiziert ist. Ein Festival, das über drei Tage geht und jeweils 8000 Besucher pro Tag hat, ist natürlich eine ganz andere Dimension. Trotzdem eben mit dem Artist Trumps & Fire wollen wir uns so ein bisschen
11:44
an das Thema herantasten. Und dann ist das Ziel, dass jede Veranstaltung in Wiesens, sei sie entweder klein, eintägig oder mehrtägig und groß, als Green Event stattfindet. Aber das ist Learning by Doing. Also das geht nicht von heute nach, von heute auf morgen, sondern ja. Festivals werden ja verbunden natürlich mit Übernachtung und mit Kampieren. Und…
12:11
Ich habe es dann erlebt, das war eh Anfang 2000er Jahre, Ende 90er Jahre, es sind irrsinnig viele Zelte, einfach nur liegen geblieben am Campingplatz. Das heißt, die Besucher haben sich nicht die Mühe gemacht, sie haben wahrscheinlich billig irgendwo ein Zelt gekauft und haben es dann wirklich stehen lassen. Und da waren wirklich sehr große Müllberge dann. Dem wollen wir auch entgegenwirken, indem wir jetzt ein Zelthotel anbieten. Das heißt, du kannst wirklich…
12:40
Beim Punk in Troubling machen wir das, das ist am 20. Mai unsere erste Veranstaltung. Da kommst du hin, also im Vorhinein kannst du dein Zelt buchen für zwei oder drei Personen. Und dann kommst du hin und dein Zelt wartet schon auf dich und wird genauso wieder abgebaut. Das heißt, die Zelte werden mehrmals benutzt und es ist viel weniger Müll da. Also auch das geht in diese Richtung. Das ist aber natürlich nicht das einzige Festival, das uns das anbietet, aber ich finde den Trend wirklich gut und wichtig.
13:10
Und dadurch, dass es Wiesen auch schon so lange gibt, jetzt sind teilweise Besucher bei uns, wo die Eltern schon in Wiesen waren. Und die holen dann die Besucher ab vom Zeltplatz und sagen, da schaut es ja aus wie einen Schweinestall.
13:27
So verlässt du Wiesn nicht, weil wir haben auch immer gescheit zusammengerammt und wo die Eltern dann wirklich mit dem Müllsack warten und sagen, na, du steigst erst ins Auto ein, wenn du ordentlich zusammengeräumt hast. Aber das ist halt das Schöne, weil es sich jetzt wirklich gene gibt, es gibt schon Verbindungen zu Wiesn. Und es gibt sehr, sehr viele Leute, die mit Wiesn ganz einfach eine gute Zeit verbinden.
13:52
Ich habe gelesen, du hast ja was völlig anderes studiert. Na, völlig anders, ist das nicht. Aber vom Bereich nach etwas nicht typisch Festival-mäßiges. Wenn du jetzt wieder vor dieser Frage stehen würdest, was du für eine Ausbildung machst, würdest du es wieder tun? Ja, doch, absolut. Also ich habe Kultur und Sozialanthropologie studiert. Das Thema meiner Diplomarbeit war aber dann norwegische Nationalparks.
14:22
und die rechte indigener Völker. Also ich finde gar nicht, dass es so weit weg ist, dadurch, dass Wiesen halt von Anfang an sehr multikulturell war. Das heißt, diesen völkerverbindenden Charakter hat ja Wiesen immer ausgezeichnet. Wir waren immer Menschenrechte und die Kombination mit Umweltschutz hat mich schon immer sehr interessiert. Und genau die Themen bringe ich eigentlich jetzt wieder ein. Also gar nicht so weit hergeholt.
14:50
Sprachen habe ich auch schon immer sehr gern gelernt und das braucht man bei uns auch absolut. Wenn man mit Musiker kommuniziert, also Englisch sowieso, dann probiere ich immer wieder ein bisschen Spanisch und Norwegisch einzubringen, aber das klappt noch nicht so. Bleiben wir lieber bei Englisch. Nachdem du jetzt selbst auch viel umgesetzt hast im Vera und wahrscheinlich auch im privaten Bereich, vieles auch bewusst erkannt hast, was du selbst schon umgesetzt hast.
15:20
Wie hättest du Tipps für jemanden anderen, der auch etwas umsetzen möchte, aber noch nicht ganz weiß wie? Ich glaube es ist ganz ganz wichtig, dass man sich nicht verboten setzt, sondern dass man sieht, dass man das Positive hervorstreicht. Ich zum Beispiel wirklich sehr wenig Fleisch. Ich tue das aber nicht, indem ich mich selbst quäle und sage ich darf den Schweinsbrot nicht zum Beispiel nicht essen, sondern ich habe halt einen Weg gefunden. Ich liebe die indische Küche.
15:50
Und es gibt so viele gute, schmackhafte vegetarische Gerichte ganz einfach. Und das kann man natürlich in jedem Bereich umsetzen. Es muss ja Verzicht.
16:06
nicht immer heißen, dass der wehtun muss, sondern dass man dabei persönlich was gewinnt. Ich habe jetzt auch Reportage gesehen über, oder eine Studie war das, wo sie Freiwillige gemeldet haben. Die haben gesagt, okay, sie fahren jetzt nicht mehr mit dem Auto. Ich bin auch weit davon entfernt. Aber die haben auch gesagt, rückblickend dann, sie haben wirklich Lebensqualität daran gewonnen.
16:29
weil es mit dem Radfahren oder weil es spazieren gehen, weil es Bewegungen in der frischen Luft machen. Und weil es dieser Stress teilweise auch ein bisschen wegfällt, wenn es deinen Rhythmus gefunden hast. Also ich glaube, man muss ganz einfach den positiven Gewinn dabei sehen und sich bewusst machen. Ja, danke Juliane für das tolle Gespräch und ich freue mich schon auf die nächste Inns. Immer willkommen in Inns. Danke.
https://www.wiesen.at/info/greenwiesen