Mein Mann Andreas Nussbaumer und ich haben heuer eine wunderbare Möglichkeit für uns entdeckt um nachhaltig Urlaub zu machen. Durch unseren Hof waren wir in den letzten Jahren ohnehin sehr wenig gemeinsam unterwegs und auch davor haben wir schon Alternativen bevorzugt die ein wenig abseits vom Üblichen sind. So waren wir zum Beispiel einige Male Hausboot fahren auf verschiedenen Flüssen in Frankreich. Jedes Mal ein einzigartiges, entschleunigendes und einmaliges Erlebnis zwischen Natur und Kultur.
In den letzten Jahren ist es Andi und mir immer wichtiger geworden nachhaltig zu leben, in Einklang mit der Natur mit möglichst geringem CO2 Fußabdruck. Etwas überraschend war, das je mehr wir uns in Richtung Nachhaltigkeit bewegen, desto bereichernder wird das Leben. Also keine Spur von Verzicht oder Einschränkung.
So haben wir jetzt das Flusswandern für uns entdeckt und sind nach unserer ersten längeren Tour, auf der Mosoni Donau in Ungarn, sehr begeistert von dieser Art zu Reisen. Ausgangspunkt war ein kleiner Campingplatz in Raijka, ganz in der Nähe von Bratislava aber schon in Ungarn und das Ziel war Györ. Ca. 5 Tage hatten wir uns Zeit genommen, die Strecke wäre sicher schneller zu bewältigen gewesen aber wir hatten es nicht eilig. Gemütlich paddelten wir rund 100 Kilometer durch die scheinbar unberührte Natur, sahen Reiher, Biber, Enten, Schlangen, Libellen, Schmetterlinge, umgestürzte Baumriesen die Vögeln und andere Tieren als Lebensraum dienen und sehr oft fährt man ohne jegliche Zivilisationsgeräusche.
Unser aufblasbares Kanu macht kaum ein Geräusch wenn man durch das Wasser gleitet und so wird man nach kurzer Zeit ein Teil der Natur der nicht oder nur sehr wenig stört. Auch wir wurden während der Fahrt immer stiller und genossen einfach die Ruhe und den Anblick der unglaublichen schönen Landschaft. Und jedes Mal wenn wir dachten schöner geht es nicht mehr schöner, fuhren wir um die nächste Kurve und ein weiterer atemberaubende Anblick tat sich auf.
Die Mosoni Donau ist ein überraschend sauberer Fluss und auch an den Anlegestellen und Biwak- und Badeplätzen gab es kaum Müll. Natürlich sahen wir auch manchmal Plastikflaschen die sich im Unterholz verfangen hatten oder andere Plastikteile, im Gegensatz zu so manchen Bächen und Flüssen die wir schon gesehen haben, (Negativbeispiel ist hier leider der Sieggrabenbach nach Tschurndorf Richtung Wepperdorf in den bei jedem stärkeren Regenguss Unrat vom Kanal in den Bach geschwemmt wird und sich im Ufer verfängt) war es aber sehr wenig.
An unseren Übernachtungsplätzen, direkt am Ufer der Mosoni Donau gab es meist schon eine Lagerfeuerstelle die man nochmal benutzen konnte, oft auch eine Grillmöglichkeit. Auch hier lag sehr wenig Müll herum, meist gab es Mistkübel die offensichtlich regelmäßig geleert werden. Ein Teil der Mosoni Donau ist Teil eines Intereg-Programms zwischen der Slowakei und Ungarn, überall gibt es Infotafeln die auf diesen besonderen Abschnitt der Natur hinweisen.
Besonders hervorheben möchte ich auch noch die außergewöhnlichen Begegnungen mit den Menschen in Ungarn. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft war für uns verblüffend. Als ich eine ältere Dame, die gerade Müllsäcke an einem Biwakplatz leerte, nach dem nächsten Supermarkt fragte, nahm sie mich mit ihrem Auto mit, wartete vor dem Markt auf mich während ich meine Einkäufe erledigte und brachte mich anschließend wieder zurück zu unserem Lagerplatz. Als Andi zu einem Arzt musste weil wir den Verdacht hatten, er könnte sich eine Borreliose eingefangen haben half uns der Bademeister eines Donaustrandes, der kein Wort Deutsch konnte weiter, brachte ihn zu einem befreundeten Taxifahrer der nur eine Fahrt verrechnete und sich weigerte mehr Geld anzunehmen. Und als wir in Györ am Bahnhof auf unseren Zug warteten der uns zurück an den Ausgangsort Rajka bringen sollte, wollte ich mir ein Brioche kaufen, hatte aber keine Forint mehr dabei, nur Euro. Das Kipferl hätte 100 Forint gekostet, ich wollte der Verkäuferin 1 Euro geben (was viel zu viel gewesen wäre). Sie weigerte sich das Geld von mir anzunehmen und bestand darauf mir das Brioche als Geschenk zu geben.
Flusswandern ist eine unglaublich schöne Art zu Reisen, geeignet auch für Faulpelze. Das Paddeln ist nicht sehr anstrengend und wenn man es zu zweit macht, erfordert es ein bisschen Übung, das ist aber auch schon alles. Besonders empfehlen kann ich euch die Seite www.flusswandern.at von Steve, dem Flusswanderer. Er beschreibt die schönsten Flüsse in Österreich und der näheren Umgebung ganz detailliert, oft mit Videos und allen Informationen die man so als Anfänger braucht. Eine der wichtigsten Infos ist die An- und Abreisemöglichkeit und somit findet ihr auf der Seite auch alle Bahnhöfe für und die Entfernung zur jeweiligen Ausstiegsstelle.
Genauso wie wir, ist auch er der Meinung, dass es nicht notwendig ist weit zu reisen, es gibt so wunderbare Möglichkeiten in unserem Land, dass ein Leben gar nicht ausreicht um sie alle zu entdecken.
Wenn man das Kanufahren oder Flusswandern mal probieren möchte, empfehle ich Euch einfach einmal eines auszuborgen und zu probieren bevor man sich ein eigenes kauft wie wir es getan haben. Wir haben uns für ein aufblasbares Kanu der Firma Gumotex entschieden nachdem wir es in Kritzendorf (www.easykanu.at) mehrfach getestet hatten. Entscheidend war für uns der einfache Transport des Kanus in einem großen Rucksack und die lange Haltbarkeit.
Probiert es aus, ihr werdet begeistert sein!